KCI
KompetenzCentrum für interdisziplinäre Wirtschaftsforschung & Verhaltensoekonomie
Einen Großteil seiner Entscheidungen fällt der Mensch unbewusst, nur ein geringer Teil wird durch bewusstes Nachdenken und Abwägen getroffen – und auch diese weitgehend kognitiven Entscheidungen werden durch unbewusste Prozesse und Emotionen beeinflusst. Das KCI KompetenzCentrum für Interdisziplinäre Wirtschaftsforschung und Verhaltensoekonomie erforscht die Ursachen von Verhaltensweisen und Entscheidungen sowie deren Determinanten.
Ziel der interdisziplinären Forschung des KCI ist, Verbindungen zwischen verschiedenen Wissenschaften, die sich bereits seit Langem mit der Beantwortung dieser Fragen beschäftigen, und der Betriebswirtschaftslehre (BWL) herzustellen und herauszuarbeiten. Diese Interdisziplinarität bedeutet nicht, dass die BWL ihren Fokus verliert. Im Gegenteil: Dieser muss wieder neu gestärkt werden. Hierzu zählen auch eine Beschäftigung mit Werteprinzipien, mit der Verhaltensökonomie im Finanz- und Rechnungswesen, mit den Wertschöpfungsprozessen sowie eine zeitgemäße und verhaltensbasierte Theorie des Unternehmens. Dabei werden an der Realität der (Konsum-/Verhaltens-/Unternehmens-)Praxis ausgerichtete und evidenzbasierte Konzepte, Modellannahmen und Modelle formuliert, um menschliche Verhaltensweisen und Entscheidungen im ökonomischen Kontext zu erklären. Im Zuge dieses Prozesses soll ein Netzwerk interessierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entstehen, das regelmäßigen Austausch, Diskussionen und Transfer über die Grenzen der eigenen Fächer hinaus ermöglicht.
Das Hauptaugenmerk des KCI liegt in der Vernetzung und dem aktiven Wissensaustausch zwischen den relevanten Akteurinnen und Akteuren unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen sowie der Wirtschaft, z. B. Human Resources, Marketing, Unternehmensstrategie, Internationalisierung, Gesundheit, Bildung, Sport, Krisenmanagement. Realisiert wird dieser Transfer insbesondere durch:
- Forschung und Entwicklung in den Themenfeldern interdisziplinäre Forschung und Verhaltensoekonomie, Diagnostik und empirische Tools
- Unterstützung der Weiterentwicklung der Lehre
- Planung und Durchführung von Fachveranstaltungen
- Initiierung und Moderation des Know-how-Transfers zwischen Verbänden, Unternehmen und Institutionen
- Unterstützung interessierter Forscherinnen und Forscher sowie Lehrender an der FOM bei ihren interdisziplinären Arbeiten zum Themenfeld des KCI
- Veröffentlichung von Studien und Arbeitsergebnissen mit interdisziplinären oder verhaltenswissenschaftlichen Aufgabenstellungen in der hochschuleigenen KCI-Schriftenreihe oder Fachzeitschriften und externen Fachverlagen
- Anregungen zu und Betreuung von Abschlussarbeiten im Master-/Bachelor-Studium, die sich mit der Integration fachfremder Ansätze beschäftigen
Ein Forschungsschwerpunkt des KCI ist die Verhaltensoekonomie. Sie kontrastiert tatsächliche, in der Realität beobachtbare menschliche Verhaltensweisen mit den Vorhersagen der traditionellen ökonomischen Theorie. Oftmals werden dabei entscheidende Abweichungen festgestellt. Diese werden systematisch und interdisziplinär untersucht und dienen ferner als Grundlage zur Weiterentwicklung der klassischen ökonomischen Modelle. Deshalb nimmt das KCI im verhaltensökonomischen Zusammenhang unter der Leitung von Prof. Dr. Dittrich auch weitere Themenfelder ins Visier:
- Innovationskraft und ökonomische Bewertung immaterieller Werte
- Disruptive Innovationen
- Evaluation von Clustern
- Application of the Logic Model in Measuring the Effectiveness of Cluster Policy
Jankowiak, A., Mazurek, S. and Dittrich, W.
New Challenges of Economic and Business Development 2019 - University of Latvia
Abstract. Many countries in the world conduct cluster policy as an element affecting economic growth, the level of innovation and the development of cluster connections in particular regions. Cluster policy is variously defined in the literature on the subject. The objectives, instruments and the possibilities of its implementation vary in the diversified conditions of individual national economies. The paper is based on a critical review of the literature on the subject and international reports and analysis both about cluster policy. In conclusion, the authors emphasised that the logic model can be implemented in measuring the cluster policy effects and effectiveness and it is possible to build a universal procedure of cluster policy evaluation. This research can be used by policymakers to create more purposeful cluster policy where the inputs and outputs are visible.
Key words: logic model, clusters, cluster policy, effectiveness of cluster policy.
- Intellektuelles Kapital als Ressource in einer globalisierten Wirtschaft
- Mentale Modelle
- Wissenstransfer
- Entscheiden bei Unsicherheit
Dittrich, W., & Schulz, T. (2020). In R. Buchkremer, T. Heupel & O. Koch (Eds.). Künstliche Intelligenz in Wirtschaft & Gesellschaft (pp. 231-247). Wiesbaden: Springer Gabler.
Ziel des Artikels ist eine konzeptuelle Bestimmung der Begriffe Wissenstransfer / Wissenstranslation im Zusammenhang ihrer wachsenden Bedeutung in einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft. Hierbei werden verschiedene Ansätze bei der Anwendung von KI hervorgehoben sowie Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes aufgezeigt. Oftmals werden KI-Systeme genutzt, um uns zu Entscheidungen zu bringen, welche wir sonst nicht getätigt hätten. KI-Nudging bedarf der evidenzbasierten Fundierung, der Transparenz, der ethischen Bewertung und des sozialen Konsenses. Es wird vorgeschlagen, bisherige Wissensmodelle (z. B. Knowledge to Action Model, Innovationsdiffusionstheorie) durch den Nudging-Ansatz zu ergänzen. Abschließend werden ein selbstentwickeltes Modell des Wissenstransfers und Vor- und Nachteile im Wissenstransfer diskutiert. Anhand des weiterentwickelten Modells können Empfehlungen für die Entwicklung und Anwendungen von KI-Systemen im Bereich Wissensmanagement vorgeschlagen werden, um den Prozess des Wissenstransfers zu optimieren und den Herausforderungen der Digitalisierung und Globalisierung gerecht zu werden. - Knowledge transfer as driver for innovation culture in heterogeneous economic zones.
Dittrich, W., & Biniok, M. (2018). In F. Bakirci, T. Heupel, O. Kocagöz, & Ü. Özen (Hrsg.), German-Turkish Perspectives on IT and Innovation Management (S.229–246). Wiesbaden: Springer Gabler.
The management of innovations is an important factor of influence for success in organizations and determines not only the sustainability of companies but also the future of whole economic zones. Due to the in-tensified competitive constraints, the need for a structural established innovation culture in companies and organizations increases. Knowledge transfer is considered as the central aspect of such an inno-vation culture. The goal of this paper is to analyze knowledge transfer in small and medium-sized enterprises and heterogeneous developing economic zones, like Turkey and Germany, especially considering the role of socio-cultural factors and degree of modernization.
- Entscheidungsverhalten im Strategischen Management
- Nudging
- Change Management
Dittrich, W. (2017). Business intelligence als navigator. HR Perfor-mance, 2/2017, 58-59. - Rolle der Agilität in der Kommunikation
- Forward Guidance der Zentralbanken
- Neues Kommunikationsmodell bei Finanzmarktteilnehmern
- Effizientere Geldpolitik durch bessere Kommunikation?
Dittrich, W., Wohlmann, M. (2018). in: Seidel, M. (Ed.), Banking & Inno-vation 2018/2019 (pp. 195-213). Wiesbaden: Springer Gabler.
Im Zuge der globalen Finanzkrise hat die Kommunikation geldpoliti-scher Entscheidungen vor dem Hintergrund gestiegener Unsicherheit und neuer „unkonventioneller“ geldpolitischer Maßnahmen an Bedeu-tung gewonnen. Mit der Forward Guidance hat ein kommunikationspoli-tisches Instrument Einzug in den Instrumentenkoffer der Notenbanken gehalten. Es zielt darauf ab, die Erwartungen der Marktteilnehmer über die zukünftige Geldpolitik zu steuern. Für eine wirksame Erwartungs-steuerung ist aber nicht nur die Auswahl der gesendeten Informationen durch die Zentralbank wichtig, die sich im Spannungsfeld zwischen Klarheit, Flexibilität und Glaubwürdigkeit bewegt. Auch der Übertra-gungsweg der Information und die Interessen der Informationsübermitt-ler können die gesendete Botschaft beeinflussen. Zu guter Letzt spielen die Finanzmarktteilnehmer als Empfänger der Information und als mit begrenzter Aufnahmekapazität und -bereitschaft ausgestattete Men-schen eine zentrale Rolle dabei, welche Informationen tatsächlich den Empfänger erreichen. Eine gute Kommunikation, die diese Hindernisse berücksichtigt, kann damit die Effizienz der Geldpolitik wesentlich erhöhen. - Design von Signalsystemen im Marketing
- Dynamic Pricing
- Brand Identity
- „Heuristiken, Fairness und Dynamic Pricing – verhaltensökonomische Faktoren und Preisfairnesseffekte bei Dynamic Pricing im Einzelhandel“ - so der Titel eines Projekts und der daraus entstandenen Master-Arbeit (Betreuung: Prof. Dr. Winand Dittrich). Diese Forschungsarbeit wurde aufgrund der großen Relevanz sowie für die Umsetzbarkeit im Handel, der hohen Innovationskraft und der angewandten wissenschaftlichen Methoden von der Experten-Jury des EHI Wissenschaftspreises in der Kategorie „Beste Masterarbeit“ gekürt. Der Preis zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs im Bereich der Wirtschaftswissenschaften und ist mit insgesamt 38.000 Euro der höchstdotierte Wissenschaftspreis im Handel. Ein Interview mit der erfolgreichen Masterabsolventin Tatjana Bockler kann hier nachgelesen werden.
- Rolle der Emotionen und Zielkonflikte im Konsumentenverhalten
- Heuristiken der Konsumenten und Entscheidungsstile
- Customer Journey und Kauferlebnisse
- Verhaltensökonomie im Spitzensport
- Denkmuster in der Stressbewältigung
- Mentales Training
- Betriebswirtlicher Nutzen von Diversität und Nachhaltigkeit
- Berufliche Rehabilitation und Gesundheitsmanagement
- Occupational Health and Rehabilitation
Johansen, T., Dittrich, W. (eds.). Wiesbaden: Springer Gabler 2021, book in press
Sustaining a healthy and productive work environment for employees with health issues and work disabilities or those returning to work after sick leave may present a challenge to employers. This publication of-fers unique insights into occupational health and rehabilitation, covering international perspectives as well as a variety of health-related disci-plines. Policymakers, employers, employees, researchers and students will find new approaches to questions of how to maintain work ability and health in the workplace: Which motives influence strategic planning in the healthcare and employment sector? How can the return of em-ployees after sick leave be facilitated? How best to implement innova-tions while keeping the workplace safe and healthy? And how does oc-cupational rehabilitation benefit from evidence-based knowledge trans-fer? Contents: Work Ability and Work Disability, Return to Work, Work and Health, Work and Innovation. - Executive Search / Executive Assessment / Executive Development und Diversität
Ziel des Bereiches der interdisziplinären Forschung ist, Verbindungen zwischen der Ökonomik und anderen Wissenschaftsdisziplinen wie der Anthropologie, Philosophie, Soziologie, Psychologie, Biologie, Neurowissenschaften etc. zu identifizieren und Erkenntnisse aus allen Bereichen nutzbar zu machen. Dabei geht es nicht um eine Ökonomisierung des menschlichen Verhaltens, sondern um eine Beschreibung und Analyse von Verhalten, Entscheidungen und Kommunikation vor dem Hintergrund unbewusster Einflussgrößen. Insbesondere in den Bereichen Human Resources, Marketing, Unternehmensstrategie, Internationalisierung, Ge-sundheit, Bildung, Sport und Krisenmanagement konnte die anwendungsbezogene Forschung des KCI bereits erfolgreich mit der Praxis verknüpft werden. Die Komplexität, Dynamik und Nachhaltigkeit wichtiger sozialer Problemlagen erfordert es oftmals, dass Wissen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenkommt und eine Interaktion zwischen den Fachbereichen sowie zwischen der Hochschule und anderen gesellschaftlichen Tätigkeitsfeldern ermöglicht wird. Die besondere Leistungsfähigkeit der Interdisziplinarität erlaubt, die Potentiale für den Wissens- und Technologietransfer in Wirtschaft, Politik und Kultur zu nutzen.
Hierbei existieren zwei Perspektiven. Zum einen die Frage, welche Ansätze, Konzepte und Modelle der Wirtschaftswissenschaften auf andere, fremde Bereiche zur Erklärung oder Steuerung von Ereignissen / Abläufen übertragen werden können. Zum anderen die Frage, inwieweit Ansätze aus anderen Disziplinen ohne fachliche Grenzen dazu beitragen können, dass realitätsnähere und nachhaltige Erklärungsmodelle in den Wirtschaftswissenschaften oder ihren Praxisfeldern Anwendung finden.