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FOM Dividendenstudie 2022

Neuer Rekord nach zwei Pandemiejahren: 70 Mrd. Euro für Aktionäre

Die Anteilseigner der in Deutschland börsennotierten Aktiengesellschaften erhalten 2022 insgesamt knapp 70 Mrd. Euro an Dividenden. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Rekord-Zuwachs von fast 50 Prozent; gleichzeitig wird die bisherige Volumen-Bestmarke aus 2019 (57,1 Mrd. Euro) um 22 Prozent übertroffen. Das ist das Fazit der „Dividendenstudie Deutschland“, die nun in zwölfter Auflage vom isf Institut for Strategic Finance der FOM Hochschule in Kooperation mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vorgelegt wurde und die Dividendenpolitik von insgesamt 638 Unternehmen aus allen Marktsegmenten (Prime Standard, General Standard, Freiverkehr) analysiert.

07.04.2022

„Dividendenseitig ist die Pandemie abgehakt“, resümiert Studienautor Christian W. Röhl, Investor und Fachbeiratsvorsitzender am isf: „Nachdem viele Gesellschaften 2021 unter dem Eindruck der Corona-Lockdowns noch eher vorsichtig ausgeschüttet haben, werden die Aktionäre nun wieder in gewohntem Umfang am wirtschaftlichen Erfolg ihrer Unternehmen beteiligt.“ In den Auswahl-Indices DAX, MDAX und SDAX zahlen über zwei Drittel der Unternehmen höhere Dividenden als im Vorjahr, wobei mehr als die Hälfte der Anhebungen prozentual zweistellig ausfällt.

22 der 160 Index-Mitglieder haben ihre Ausschüttung gegenüber dem Vorjahr sogar mehr als verdoppelt, darunter Mercedes-Benz (+270%) und BMW (205%). Zusammen mit Volkswagen werden die drei Autohersteller ihren Aktionären rund 13 Mrd. Euro überweisen – rund ein Viertel der gesamten DAX-Dividendensumme. „Die Anhebungen reflektieren die im vergangenen Geschäftsjahr kräftig gestiegenen Gewinne und Cashflows der Unternehmen“, führt isf-Direktor und FOM Dekan Prof. Dr. Eric Frère aus: „Allerdings sollten Aktionäre dieses Momentum nicht in die Zukunft projizieren, denn gerade die Automobil-Branche ist hochgradig zyklisch und durch den russischen Überfall auf die Ukraine haben die konjunkturellen Risiken schlagartig zugenommen.“

Die Überraschung dieses Dividenden-Jahrgangs kommt indes vom Wasser: Hapag-Lloyd hat die Dividende sogar verzehnfacht und schüttet insgesamt 6,15 Mrd. Euro aus – womit die wegen des geringen Streubesitz-Anteils in keinem Auswahl-Index enthaltene Container-Reederei nun der größte Einzelzahler vor Mercedes-Benz (5,35 Mrd. Euro) und Allianz (4,41 Mrd. Euro) ist. Gleichzeitig entspricht die diesjährige Ausschüttung von 35,00 Euro dem 1,75-fachen des IPO-Preises von 2015. „Das ist natürlich eine sehr besondere Konstellation, denn generell kommt es bei Dividenden primär auf die langfristige Entwicklung an“, erklärt Prof. Frère und spannt den Bogen zum Thema Ausschüttungskontinuität, das einen weiteren Schwerpunkt der Studie darstellt.

Foto: AdobeStock - studio v-zwoelf

Auch hier sind die Ergebnisse aus Anlegersicht erfreulich: Knapp 70 deutsche Börsenfirmen haben ihre Dividende mindestens zehn Jahre lang nicht gesenkt. Dabei sind elf Gesellschaften ein Vierteljahrhundert oder länger ohne Kürzung ausgekommen – darunter fünf DAX-Konzerne, aber mit Nürnberger und Paul Hartmann auch Traditionsfirmen aus dem Freiverkehr. Daneben gibt es allein in den Auswahl-Indices 17 Unternehmen, die seit Ende 2012 (also über die vergangenen zehn Jahre) mehr als zwei Drittel ihres einstigen Aktienkurses durch Dividenden eingespielt haben und ihren Anteilseignern nun bezogen auf den Einstand eine zweistellige „Yield-of-Cost“ ermöglichen.

Wie in den Vorjahren steht die komplette 34-seitige Studie auf fom-isf.de zum kostenlosen Download bereit.