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DAX30 Digital Monitor 2021

Digitalisierung in DAX30-Unternehmen: Kurzfristiger Corona-Effekt oder nachhaltige Umstellung?

Wo und wie ist die Digitalisierungsverantwortung auf Top-Managementebene verankert und was ist der thematische Digitalisierungsfokus der DAX30-Unternehmen? Diese Fragen standen im Fokus der Studie „DAX30 Digital Monitor“ 2021. Die Autoren Prof. Dr. Dirk Stein, isf Institute for Strategic Finance der FOM Hochschule, und Prof. Dr. Tobias Kollmann, Lehrstuhl für Digital Business und Digital Entrepreneurship der Universität Duisburg-Essen, veröffentlichen in Kooperation mit der KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft AG jetzt den zweiten Jahrgang der Studie.

08.11.2021 | Essen und Köln

Hintergrund zur Studie

Die digitale Transformation betrifft alle Unternehmen. Denn die Auswirkungen digitaler Prozesse, Produkte und Plattformen mit den zugehörigen neuen digitalen Geschäftsmodellen beeinflussen die bekannte reale Handelsebene ebenso, wie sie eine neue elektronische Handelsebene diktieren. Dies stellt insbesondere die großen etablierten Unternehmen vor besondere Herausforderungen, da sie einerseits das reale Kerngeschäft (auch mit Hilfe der Digitalisierung) weiter vorantreiben, andererseits aber auch das digitale Innovationsgeschäft entwickeln müssen.

Um diesen Spagat zu meistern, brauchen sie neben einer Implementierung digitaler Technologien auch das notwendige Wissen rund um digitale Geschäftsprozesse und -modelle. Dieser Mix aus technologischen und managementorientierten Kompetenzen muss zudem mit den handelnden Akteurinnen und Akteuren in der Unternehmens­führung verbunden sein, damit neben der Prozess-, Produkt- und Plattform-Entwicklung auch die gesamte Organisation und die übergeordnete Strategie des Unternehmens auf die digitalen Herausforderungen eingestellt wird. Hierbei gilt wie so oft, dass diese digitalen Beeinflussungen zunächst von der Spitze eines Unternehmens gemeistert werden müssen.

Die zentralen Ergebnisse

1.     Verankerung der Digital Leadership auf der Top-Führungsebene

  • 18 (Vorjahr: 15) der DAX30 Unternehmen haben die Verankerung der Digitalisierungsverantwortung und -kompetenz auf Vorstandsebene institutionalisiert. Das ist eine Verbesserung von +20 Prozent für ein Digital Leadership.
  • Bei 22 (Vorjahr: 17) der DAX30 Unternehmen konnte die Digitalisierungsverantwortung und -kompetenz im Aufsichtsrat für die Arbeitgeberseite festgestellt werden. Das ist eine Verbesserung für das Digital Leadership um +29 Prozent.
  • Auf der Arbeitsnehmerseite konnte eine Digitalisierungsverantwortung und -kompetenz im Aufsichtsrat bei den DAX30 Unternehmen weiterhin nur bei 13 Prozent beobachtet werden und ergibt das gleiche Ergebnis der Vorjahresstudie 2020.
  • Die explizite Verankerung der Digitalisierung als Vergütungskomponente auf Vorstandsebene ist nur bei 11 (Vorjahr: 7) der DAX30 Unternehmen zu beobachten gewesen. Das entspricht einer Steigerung für die Digitalisierung als Vergütungskomponente um +57 Prozent.

2.     Umfang und Einheitlichkeit Berichtsumfang zur Digitalisierung

  • Deutsche Bank, Merck Group, Münchener Rück und Volkswagen berichten die Digitalisierung in einem eigenständigen Berichtsfeld. Der dafür notwendige Platz für die diesbezügliche Berichterstattung wird durch eine eigenständige nichtfinanzielle Berichterstattung bereitgestellt, die nicht Bestandteil des Geschäftsberichts ist. Die ist eine Steigerung zum Vorjahr um +100 Prozent.
  • Der Durchschnitt der berichteten Seitenanzahl zur Digitalisierung beträgt bei den zuvor genannten Unternehmen 4,5 Seiten (Vorjahr: 3,75): Das ist eine Steigerung um +20 Prozent.

3.     Berichtete Schwerpunkthemenfelder der Digitalisierung 2021

  • Im Vergleich zum DAX30 Digital Monitor 2020 ist deutlich eine thematische Verschiebung zur Digitalisierung in den DAX30 Unternehmen erkennbar. Die Digitalisierung wird nicht nur mehr als reines Instrument zur Effizienzsteigerung im Rahmen des Bestandsgeschäftes und als notwendige Ursache der betrieblichen Weiterbildung zur Mitarbeiterqualifikation verstanden.
  • Die berichteten Schwerpunktfelder zur Digitalisierung sind im Vergleich zur Vorjahresstudie, um die Themen Kundenzentrierung, Wachstum & Innovation sowie Zukunftstechnologien erweitert worden und unterstreicht das zunehmende Verständnis der Digitalisierung im Sinne der digitalen Transformation.
  • Die Digitalisierung im Sinne eines strategischen Themas der digitalen Transformation insgesamt und in Bezug auf ein digitales Innovationsgeschäft (wie z.B. Plattformökonomie), hat sich also deutlich verbessert und ist dennoch im DAX30 weiterhin signifikant unterrepräsentiert.

Was wurde untersucht?

1. Verankerung der Digital Leadership auf der Top-Führungsebene

2. Umfang und Einheitlichkeit Berichterstattung zur „Digitalisierung“

3. Berichtete Schwerpunktfelder der Digitalisierung

Wie wurde untersucht?  

Analyse der Geschäftsberichte 2020

Statements

Prof. Dr. Dirk Stein, FOM Hochschule: „Die COVID-19 Pandemie hat dazu beigetragen, dass sich die DAX30- Unternehmen verstärkt dem Thema Digitalisierung zuwenden mussten. Dennoch besteht auf Vorstands- und Aufsichtsratsebene (Arbeitnehmerseite) sowie in der Vergütung des Top-Managements weiterhin noch ein großer Handlungsbedarf.“

Prof. Dr. Dirk Stein (Foto: FOM/Heike Stachowiak)

Prof. Dr. Tobias Kollmann, Universität Duisburg-Essen: „Die COVID-19 Pandemie hat die DAX30-Unternehmen offensichtlich gezwungen, sich stärker mit dem Thema Digitalisierung zu befassen. Jetzt geht es darum, dass dieser Zwang in einen eigenständigen Willen überführt und somit auch nachhaltig ist und nicht nur ein kurzfristiges Feigenblatt für die Stake- und Shareholder war.“

Prof. Dr. Tobias Kollmann (Foto: netCAMPUS/Prof. Kollmann)

Die vollständige Studie „DAX30 Digital Monitor 2021“ steht hier zum Download bereit:

www.dax-digital-monitor.de