• FOM
  • 2020
  • Februar
  • Steuerberatungsbranche im Wandel: Erste Ergebnisse vom Forschungsprojekt KODIMA

E-Bilanz statt Zettelkasten

Steuerberatungsbranche im Wandel: Erste Ergebnisse vom Forschungsprojekt KODIMA

„Digitalisierung“ und „Disruption“ – Schlagworte für bahnbrechende Veränderungen, die auch die Steuerberatungsbranche und damit tausende kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in Deutschland betreffen. „Wenn intelligente Algorithmen die Buchhaltung und damit das Brot- und Buttergeschäft vieler Steuerberatungen absehbar übernehmen, werden die Kanzleien ihre Kompetenzen in der Beratung ausbauen und ihre Angestellten qualifizieren müssen“, sagt FOM Professor Dr. Marco Zimmer.

19.02.2020 | Hamburg und Hannover

Der Wirtschaftswissenschaftler lehrt an der FOM in Hamburg und ist wissenschaftlicher Direktor des ipo Instituts für Personal & Organisationsforschung der FOM Hochschule. Das Institut untersucht die Auswirkungen der Digitalisierung auf Organisations- und Führungsstrukturen im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojekts KODIMA, an dem unter anderem auch die Universität Rostock beteiligt ist und das vom Europäischen Sozialfonds (ESF) und vom Bundesforschungsministerium gefördert wird. Das Projekt analysiert aus unterschiedlichen Perspektiven die Auswirkungen der Digitalisierung auf Unternehmen der Dienstleistungsbranche am Beispiel von Steuerberatungen.

Die KODIMA-Forscher wollen Handlungsfelder für die Entwicklung der Branche aufzeigen. Kanzleien und KMU erwarten daher schon die aktuellen Forschungsergebnisse. Prof. Dr. Zimmer gibt im Interview einen ersten Einblick. Mehr erfahren Interessierte auf der Veranstaltung am Donnerstag, 20. Februar in Hannover.

Prof. Zimmer, die Steuerberaterbranche wird sich verändern?

Ja, die Digitalisierung ist Chance und Risiko zugleich. Sie ist Risiko, weil sich die Kanzleien weg vom Brot- und Buttergeschäft bewegen müssen. In der Finanz- und Lohnbuchhaltung, mit denen viele Kanzleien erhebliche Teile ihrer Umsätze generieren, gibt es bereits ausgefeilte Verfahren zur Automatisierung. Das führt dazu, dass die Buchhaltung nicht mehr durch eine Steuerberatung durchgeführt werden muss. Und auch bei der Steuererklärung kommen mehr und mehr intelligente Algorithmen zum Einsatz.

Damit stellt sich die Frage nach den Chancen.

Die Chancen liegen in der Stärkung der Beratungskompetenz der Kanzleien. Wenn die Digitalisierung Kräfte freisetzt, die bislang durch die sprichwörtliche Zettelwirtschaft mancher Unternehmer gebunden waren, bleibt Zeit und Kraft für die Klärung der komplizierteren steuer- und wirtschaftsrechtlichen Fragen – die steuerliche Wirkung von Auslandsgeschäften, Nachfolgeregelungen und vieles mehr.

Die Kanzleien werden sich also anders aufstellen müssen.

Ja, und sie werden ihr Profil schärfen und ihre Mitarbeitenden stärken müssen. Auch das sehe ich als Chance. Schließlich klagen viele Kanzleien über ausbleibenden Nachwuchs, den sie am besten über anspruchsvolle, attraktive Arbeitsplätze gewinnen können.

Prof. Dr. Marco Zimmer, wissenschaftlicher Direktor des ipo Instituts für Personal & Organisationsforschung der FOM und Lehrender in Hamburg (Foto: FOM)

Ist Digitalisierung in Steuerberatungskanzleien nicht ein Nischenthema – interessant nur für Eingeweihte?

Das Projekt untersucht die Auswirkungen der Digitalisierung auf Dienstleistungsunternehmen am Beispiel von Steuerberatungen. Viele Erkenntnisse in Bezug auf Führungs- und Organisationsstrukturen, die wir gewinnen konnten, lassen sich auf den Dienstleistungsbereich generell übertragen. Auch deshalb unterstützen ESF und Bundesforschungsministerium das Projekt. Am Donnerstag stellen wir erste Ergebnisse im Detail vor. Wir freuen uns auf viele Besucher.

Kompakt:

Digitalisierung in Steuerberatungskanzleien – neue Arbeitsprozesse im digitalen Zeitalter

Referenten: Prof. Dr. Marco Zimmer und Prof. Dr. Hans-Jörg Fischer
20. Februar | 18 bis 20 Uhr
LEB, Plathnerstraße 3A, 30175 Hannover

Die Veranstaltung ist öffentlich, die Teilnahme kostenfrei. Hier geht´s zur Anmeldung.

Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt KODIMA wird im Rahmen des Programms „Zukunft der Arbeit“ (FKZ 02L15A312) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei der FOM.