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Neue Studie „Nachfolgemonitor 2019“ zeigt angespannte Lage im deutschen Mittelstand

Demographie gefährdet Nachfolgen – Generation der Babyboomer tritt ab

Die Zahl der Firmenübernahmen im Bereich der Klein- und Mittelständischen Unternehmen (KMU) steigt immer weiter an. 2018 gingen 52 Prozent der Gründungsförderungen von deutschen Bürgschaftsbanken in Unternehmensnachfolgen, nur 48 Prozent in Neugründungen. Damit spiegelt sich der demografische Wandel der Bevölkerung auch in den steigenden Fallzahlen und Finanzierungsvolumina wider. Bedenklich ist dabei allerdings das zunehmende Alter der Unternehmerinnen und Unternehmer, die vor einer Nachfolge stehen und auf eine rückläufige Anzahl potenzieller Nachfolgerinnen oder Nachfolger treffen.

04.09.2019

Teilweise zu optimistische Bewertung der Zukunft

Unternehmensnachfolgen verlaufen häufig erfolgreich, jedoch nicht in allen Fällen. In einem Drittel der Fälle konnte der Umsatz nicht gehalten oder gesteigert werden, das EBIT ist sogar in 56 Prozent der Fälle unter das bisherige Niveau gesunken, was sich allerdings auch durch die Übernahmemodalitäten erklärt.

Hinweise auf einen Investitionsstau konnten bei 46 Prozent der Unternehmen, die kurz vor einer Übernahme stehen, festgestellt werden. Diese und viele weitere interessante Ergebnisse zeigt jetzt der erstmals erstellte „Nachfolgemonitor“, den der Verband Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB), Creditreform Rating und die FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinsam in Berlin vorgestellt haben. Für den „Nachfolgemonitor“ wurden insgesamt über 6400 Übernahmen aus den Jahren 2013 bis 2018 untersucht.

Nachfolger werden dringend gesucht

Im Mittelstand, dem so oft beschworenen Rückgrat der deutschen Wirtschaft, tritt allmählich die gesamte Generation der Babyboomer als Unternehmerinnen und Unternehmer aus Altersgründen ab. „Der Bedarf an Lösungen für Unternehmensnachfolgen wird weiter deutlich ansteigen“, so der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Dr. Holger Wassermann von der FOM Hochschule, „eine überproportional große Anzahl der aktuell tätigen Unternehmerinnen und Unternehmer ist bereits 60 Jahre und älter.“ Die meisten übergebenden Firmeneigentümer waren zum Zeitpunkt der Übergabe zwischen 64 und 66 Jahre alt, zehn Prozent der Übergebenden sogar 70 Jahre und älter. Das Alter der Übernehmenden lag meist zwischen 30 und 40 Jahren (ca. 39% der Übernehmenden), gefolgt von den 40 bis 49-Jährigen (ca. 33%).

Zahlreiche Arbeitsplätze gefährdet

Der Mittelstand ist durch die Einheit von Eigentum und Leitung gekennzeichnet. Daher stellt die Unternehmensnachfolge die wesentliche strategische Herausforderung aller mittelständischen Unternehmen dar. Nicht nur eine neue Geschäftsführerin oder ein neuer Geschäftsführer müssen gefunden werden, sondern eine neue Unternehmerin oder ein neuer Unternehmer. „Durch den enorm hohen Anteil von Unternehmen kleinster, kleiner und mittlerer Größe an der Gesamtzahl aller Unternehmen hängt in Deutschland die Mehrzahl der Arbeitsplätze vom Erfolg der Übergabe des Betriebs an die nächste Generation ab“, stellt Dr. Michael Munsch, Vorstand der Creditreform Rating AG, fest.

Prof. Dr. Holger Wassermann, Wissenschaftliche Leitung Unternehmensnachfolge im KCE KompetenzCentrum für Entrepreneurship & Mittelstand der FOM Hochschule (Foto: Mir Alham Hadi/FOM)

Weniger Frauen als Männer

Bei den Übernehmenden zeigen sich in verschiedener Hinsicht geschlechterspezifische Unterschiede. „Die Anzahl der Nachfolgerinnen liegt mit nur 23 Prozent leider deutlich unter dem bundesweiten Anteil weiblicher Führungskräfte“, bedauert Stephan Jansen, Geschäftsführer des VDB. Auffällig sind auch die Branchenunterschiede. So liegt der Frauenanteil der Übernehmenden z.B. im verarbeitenden Gewerbe (9,8%), im Baugewerbe (5,7%) und im Finanz- und Versicherungsgewerbe (2,4%) deutlich unter 10 Prozent. Im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen (51,1%), Gastgewerbe (29,6%) und Grundstücks- und Wohnungswesen (27,9%) dagegen liegt der Anteil überdurchschnittlich hoch, ähnlich wie auch in den Branchen Kunst und Unterhaltung und Erziehung/Unterricht.

Der Nachfolgemonitor basiert auf den Datenbanken der deutschen Bürgschaftsbanken und Creditreform. Die in allen Bundesländern bestehenden Bürgschaftsbanken dienen der Förderung der mittelständischen Wirtschaft und werden i.d.R. von regionalen Akteuren wie den Handwerkskammern, den Industrie- und Handelskammern, mittelständisch orientierten Kreditinstituten und Verbänden getragen.

Mit dem Nachfolgemonitor wollen deshalb der Verband Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB), die Creditreform Rating und das KompetenzCentrum für Entrepreneurship & Mittelstand der FOM Hochschule (KCE) dazu beitragen, den Mittelstand bei der Gestaltung einer erfolgreichen Nachfolgeregelung effektiv zu unterstützen. www.nachfolgemonitor.de