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Passende Software, richtige Arbeitseinstellung

Virtuelles Arbeiten am Beispiel von Siemens und Uvex

Forschung und Unternehmenspraxis in einem Format: Beim 2. iap Transferforum „New Work – Virtual Leadership“ an der FOM Hochschule in Nürnberg drehte sich alles um das Thema „Digitale Arbeitswelt und virtuelle Führung“. In verschiedenen Vorträgen aus Praxis und Forschung kristallisierte sich heraus: Damit virtuelle Zusammenarbeit zeit- und ortsübergreifend funktioniert, bedarf es einer passenden digitalen Infrastruktur und gut geschulten Führungskräften und Mitarbeitenden.

16.04.2019 | Nürnberg

Zunächst beschrieb Prof. Dr. Ilse Hartmann, FOM Dozentin für Wirtschaftsinformatik, fünf Megatrends der digitalen Transformation: „Künstliche Intelligenz wird zum Massenphänomen, unser Ökosystem wird mit digitaler Infrastruktur ausgebaut, technische Implantate werden zunehmend in den menschlichen Körper eingebaut, die Grenzen zwischen Mensch und Arbeitsumgebung werden weiter verschwimmen und die digitale Infrastruktur wird sich in allen Bereichen des Lebens und Arbeitens verankern.“

#FutureofWork: Vom klassischen Konzern hin zum offenen Unternehmen

Vor allem für Unternehmen ist der digitale Fortschritt eine Herausforderung. Wie es ein internationaler Konzern geschafft hat, effiziente Zusammenarbeit über Zeit- und Ländergrenzen hinweg zu erreichen, berichteten Jan Niehuis und Robert Jäger, Personalleiter der Siemens AG in Nürnberg und Fürth. „Die Herausforderung ist, einen Konzern mit klassischen Strukturen in eine agile, netzwerkartige Organisation zu entwickeln“, so Jan Niehuis.

Die Siemens-Lösung heißt #FutureOfWork: Einerseits wird die digitale Infrastruktur ständig angepasst, andererseits werden Führungskräfte auf vielfältige Art im Wandel begleitet. So kann Zusammenarbeit auch dann funktionieren, wenn sich Führungskraft und Teammitglieder an unterschiedlichen Orten aufhalten. Eine weitere Säule sind interne soziale Medien, über die ein Großteil der internen Kommunikation läuft. Darüber hinaus kommen Chats, Videoübertragungen und virtuelle Kollaborationstools zur Aufgabenplanung und für die gemeinsame Projektarbeit zum Einsatz.

Markenbotschafter sollen den Kulturwandel herbeiführen

Über die Strategie von Uvex, Angestellte auf die neue Arbeitswelt vorzubereiten, sprach Jil Pöpplow, Leitung Employer Branding beim Fürther Mittelständler. Zunächst galt es, die digitale Zusammenarbeit bei Uvex flächendeckend mit Hilfe einer einheitlichen Arbeitssoftware umzusetzen. Um die Belegschaft vom neuen System zu überzeugen, setzte Uvex auf Unterstützung aus den eigenen Reihen: „Wir haben ca. 100 überzeugte Mitarbeiter zu ‚Collaboration Experts‘ ausgebildet“, so Pöpplow. „Sie sollten die Vorteile der neuen Software erklären und ihre Kollegen beim Umstieg unterstützen.“

Im ersten Schritt habe man innerhalb der Collaboration Experts Community eine ‚Du‘-Kultur etabliert, so Pöpplow, „von der obersten Führungsebene bis zum Azubi“. Das half, Barrieren abzubauen, das Wissen über die neue Software schnell zu verbreiten und das Thema positiv zu besetzen. Zudem wurden Führungskräfte trainiert, Verständnis für die Bedenken von Mitarbeitenden zu zeigen und ihnen die Vorteile des neuen Systems zu vermitteln. Durch Workshops und Trainings lernten auch die Angestellten, Skepsis von Kollegen zu verstehen.

Einblicke in die Forschungsarbeit des iap

Auf welche Weise sich die Forschung mit der digitalisierten Arbeitswelt befasst, erläuterten schließlich Wissenschaftler des iap Instituts für Arbeit & Personal an der FOM. Als Teil des Forschungsprojekts „vLead“ wird am iap die Bedeutung von Vertrauen und Zeitkompetenz in virtuellen Arbeitsumfeldern erforscht. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass beide Komponenten eng miteinander verwoben sind und formulierten Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Zusammenarbeit wie zum Beispiel eine virtuelle Kaffeepause von Führungskraft und Mitarbeitenden.

Positive Resonanz auf die Veranstaltung

Das Ziel des iap Transferforums, den fachlichen Austausch zwischen Wissenschaftlern und Praktikern zu fördern, habe man erreicht, so Prof. Dr. Petra Schmidt, Organisatorin der Veranstaltung und FOM Professorin für strategisches und operatives Marketing. „Durch die Mischung aus Unternehmenspraxis und Forschungsergebnissen war es anwendungsbezogen und inspirierend zugleich ist“, so Schmidt.

Das Verbundprojekt vLead wird im Rahmen des Förderprogramms "Zukunft der Arbeit" als Teil des Dachprogramms "Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen" aus dem Bundeshaushalt, Einzelplan 30, Kapitel 3004, Titel 68324, Haushaltsjahr 2017, sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union (ESF), Förderperiode 2014-2020 finanziert (Förderkennzeichen: O2L15A082).

v.l.n.r.: Jan Niehuis, Robert Jäger (beide Siemens), Prof. Dr. Anja Liebrich, Prof. Dr. Petra Schmidt, Prof. Dr. Ulrike Hellert, Prof. Dr. Ilse Hartmann (alle FOM), Jil Pöpplow (Uvex), Rebekka Mander, Prof. Dr. Frank Müller (beide FOM) Fotos: FOM/Mebert Fotografie
Jan Niehuis und Robert Jäger, Personalleiter der Siemens AG in Nürnberg und Fürth, berichteten über #FutureOfWork.
Jil Pöpplow, Leitung Employer Branding bei Uvex, skizzierte, wie der Mittelständler seine Angestellten auf die Arbeitswelt von morgen vorbereitet.
Prof. Dr. Frank Müller und Rebekka Mander stellten aktuelle Forschungsergebnisse des iap Instituts für Arbeit & Personal der FOM vor.